Unsere Informationen zum Bauen mit Holz auf einen Blick
Mit dem geänderten Klimaschutzgesetz hat sich die Bundesregierung verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden. Allein der Gebäudesektor ist in Deutschland für knapp 30 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, rechnet man die Herstellung von Betriebsenergie oder Baumaterialien mit ein. Der Energiebedarf von Gebäuden muss deshalb in allen Bereichen deutlich gesenkt werden. Durch den vermehrten Bau von Gebäuden in Holzbauweise, könnten große Mengen an CO2-Emissionen vermieden werden, die bei der Herstellung mineralischer Baustoffe entstehen.
Holz als Baumaterial zu verwenden birgt mehrere Vorteile. Ein wichtiger Vorteil liegt im Herstellungsverfahren: Im Gegensatz zu konventionellen Baumaterialien wie Stahl und Beton wird bei der Produktion von Holzbauelementen vergleichsweise sehr wenig Kohlendioxid (CO2) emittiert.
Darüber hinaus wird das CO2, das Bäume während ihres Wachstums der Atmosphäre entziehen, langfristig im Material gebunden. Allein durch die Verbrennung des Holzes wird das Treibhausgas wieder freigesetzt. Ein Holzgebäude ist deshalb auch als ein dauerhafter CO2-Speicher zu verstehen.Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass bereits mehrere Bauprojekte mit dieser Bauweise realisiert wurden. Deutschlands derzeit (2022) höchstes Holzhochhaus „Skaio“ steht in Heilbronn und wurde 2020 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur ausgezeichnet. Das 34 Meter hohe, zehnstöckige Gebäude bietet Platz für 61 Wohnungen und speichert 1.500 Tonnen CO2. Dies entspricht in etwa der Menge an CO2, die 750 Pkw in einem Jahr freisetzen. In der Hamburger Hafencity entsteht mit dem Projekt „Roots“ bereits das nächste Holzhochhaus. Mit 18 Stockwerken und einer Gebäudehöhe von 65 Metern wird es bei Fertigstellung 2024 das höchste seiner Art in Deutschland sein.
Auch bei Holz-Hybrid-Bauten lassen sich große Mengen an Kohlendioxid einsparen. So ist beispielsweise in Berlin-Kreuzberg, in der Nähe des Potsdamer Platzes, der Bau eines 98 Meter hohen Wohngebäudes – das „WoHo“ – mit 29 Etagen und 150 Wohnungen geplant. Voraussichtlicher Fertigstellungstermin: frühestens 2026. Nach Schätzungen der Technischen Hochschule Mittelhessen könnten dabei 5.000 Tonnen CO2 eingespart werden, die im Vergleich dazu bei der Erstellung eines Gebäudes dieser Dimension in Stahl-Beton-Bauweise entstehen würden.
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der in Deutschland in großem Umfang vorhanden ist. Etwa ein Drittel der gesamten Fläche unseres Landes ist mit Wald bedeckt.Das entspricht etwa 11,4 Millionen Hektar Wald. Der letzten Bundeswaldinventur (2012) zufolge steht mit einem Gesamtvorrat von 3,7 Milliarden Kubikmetern im deutschen Wald mehr Holz als in jedem anderen Land der Europäischen Union zur Verfügung. Umgerechnet wuchs in Deutschland zwischen 2002 und 2012 etwa alle zehn Sekunden so viel Holz nach, wie für ein Einfamilienhaus in Holzbauweise (ca. 40 m³) benötigt wird.
Aufgrund der regionalen Verfügbarkeit dieses Rohstoffes sind die Lieferwege zum nächsten weiterverarbeitenden Betrieb bzw. zur Endverarbeitung auf der Baustelle in der Regel kurz. Das spart Geld, Zeit, transportbedingte CO2-Emissionen und stärkt die regionale (Holz-)Wirtschaft.
Der fortschreitende globale Klimawandel wirkt sich allerdings auch auf den Zustand des Waldes in Deutschland aus. So sorgte die seit einigen Jahren anhaltende Trockenheit für einen neuen Rekordwert beim Holzeinschlag: Allein 2020 wurden 80,4 Millionen Kubikmeter Holz gefällt. Fast drei Viertel dieses Holzes entspricht sogenanntem Kalamitätsholz, also durch Trockenheit, Sturmschäden oder Schädlingsbefall entstandenes Holz. Beinahe 90 Prozent davon sind Nadelhölzer wie Fichten, Tannen oder Douglasien.
Auch dieses Kamalitätsholz wird bei der Verwendung im Baubereich auf Eignung geprüft und kommt dort verstärkt zum Einsatz. Positiver Nebeneffekt: Auf diese Weise müssen weniger gesunde Bäume geschlagen werden. Um den Wald jedoch perspektivisch robuster gegen Extremwetterereignisse und Schädlingsbefall zu machen – und damit auch den Holzbestand langfristig zu sichern – muss er sukzessive zu einem standortgerechtem Laub- und Mischwald umgebaut werden.
Beim Holzbau wird die Möglichkeit, Bauelemente vorzufertigen in viel höherem Maße genutzt als bei mineralischen Baustoffen. Das liegt vor allem am geringeren Eigengewicht von Holzkonstruktionen, das den Transport auch von großen Modulen einfacher macht. Dadurch verkürzt sich die Bauzeit ganz erheblich gegenüber der konventionellen Bauweise. Wände, Decken oder sogar ganze Zimmer aus Holz werden in der Produktionshalle präzise vorgefertigt und anschließend auf der Baustelle zusammengesetzt.
Gerade in Städten sind schnelle Bauprozesse und eine optimale Vorfertigung ideal, um lange Störungen des Wohn- und Verkehrsumfeldes zu vermeiden. Der hohe Vorfertigungsgrad im Werk ermöglicht zudem nicht nur eine bessere Qualitätskontrolle, sondern sorgt auch für bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in der Produktion und später auf der Baustelle.
Dem Wohnbereich verleiht Holz eine Atmosphäre von Wohlgefühl und Behaglichkeit. Dies ist auch der Eigenschaft von Holz geschuldet, Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben zu können, wodurch das Raumklima ganz natürlich reguliert wird.
Leitfaden für Holzbauprojekte
Im Rahmen der Holzbau-Offensive des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) Baden-Württemberg hat die PD die Entwicklung eines Leitfadens für öffentliche Entscheidungsträger:innen zur Verfahrensgestaltung von Holzbauprojekten unterstützt. Der Leitfaden zur Verfahrensstrukturierung für Bauverwaltungen und Politik in Kommunen des Landes Baden-Württemberg soll zudem als Vergabehilfe fungieren. Die Veröffentlichung des Leitfadens ist für das erste Quartal 2023 geplant.
Förderprogramm Holzbau
Darüber hinaus hat die PD die Holzbau-Offensive des MLR bei der Entwicklung eines Förderprogramms zur Aufstockung bzw. Nachverdichtung mit Holzbaustoffen begleitet. Ziel war es, einen beschlussreifen Text für ein Holzbau-Förderprogramm zu entwickeln und dabei die Förderbedingungen und Wertungskriterien darzustellen.
Die Beratungsleistungen der PD im Einzelnen:
Gestützt auf Recherche, Umfrage und Interviews mit Expertinnen und Experten wurden die Förderbedingungen und Wertungskriterien dargestellt sowie Antragsformulare und eine Bewertungssystematik entwickelt.
In einer Machbarkeitsstudie zur Umsetzbarkeit eines Ministerialbaus in Holz-Hybrid-Bauweise hat die PD den Bau eines elfstöckigen urbanen Gebäudes mit einer Tragstruktur aus Holz näher untersucht. Dabei wurden neben baurechtlichen Bedingungen auch die Marktfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit im Vergleich zur konventionellen Gebäudeerrichtung geprüft. Aufgrund des hohen ökologischen Nutzens und der geringen Mehrkosten empfiehlt die Studie die Umsetzung des Ministerialbaus in Holz-Hybrid-Bauweise.
Neubau einer Katastrophenschutzhalle in Holzbauweise, Begleitung des ÖPP-Vergabeverfahrens
Den Landkreis Dachau hat die PD maßgeblich als wirtschaftliche Beraterin und Verfahrenssteuerin bei der Ausschreibung und Vergabe des ÖPP-Projekts zum Neubau einer Katastrophenschutzhalle (einschließlich Planung und Betrieb) unterstützt. Ein Zuschlagskriterium für die Auswahl des wirtschaftlichsten Angebots war unter anderem die Wahl eines ökologischen Baumaterials. Ein regional ansässiges Unternehmen konnte sich mit einem Holzbauentwurf durchsetzen und den Bau im vergangenen Jahr realisieren. Die Einweihung der neuen Halle fand im November 2021 statt.
Wohnungsbauprojekt in Holz-Modul-Bauweise
Schließlich hat die PD im Rahmen der Wohnraumoffensive des Bundes ein Vergabeverfahren für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) für den Neubau von circa einhundert Wohneinheiten für Bedienstete des Bundes in Langen bei Frankfurt am Main begleitet. Die Wohnbauten werden als Holz-Baukastensystem errichtet. Lediglich Untergeschosse und Treppenhäuser werden in Massivbauweise hergestellt. Alle Bauteile können zerstörungsfrei ausgetauscht, rückgebaut und wiederverwendet werden. Der Baubeginn ist für Oktober 2022 geplant.
Robert Sedlak Senior Manager
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